Diesen Hebst geniesse ich eine Pause auf meiner Wanderung im Schweizerischen Nationalpark. Es ist schon etwas später am Tag und ich bin ganz alleine am Rastplatz in der Val da Stabelchod.
Da entdecke ich am Berghang über mir zuerst nur ein Schatten, dann bald einen sehr grossen Vogel. In aller Ruhe und - so scheint es - interessiert daran, wer oder was da unten wartet, gleitet ein Bargeier zu meinem Standort und fliegt nur knapp 15 Meter über mich hinweg und dreht dann noch über zwei Minuten seine Runden im Talkessel, bevor er entschwindet. Ein ergreifender Moment, der mich tief berührt und glücklich macht.
Ich verfolge die Geschichte der Bartgeier schon sehr lange. War es zuerst nur Interesse an einer Auswilderung (heute würde man eher von Re-Wilding sprechen), stand diese Art an meiner ersten "richtigen" Arbeitsstelle im Natur- und Tierpark Goldau im Zentrum. Die neue Voliere für diese Tiere ein Highlight und stand für den Aufbruch in die Zukunft und wurde schon bald mit einer Aufzuchtstation ergänzt. Unvergessen bleiben für mich auch die Auswilderungen im Schweizerischen Nationalpark.
Meine erste Begegnung mit einem freifliegenden Bartgeier hatte ich auf einer Wanderung in den Pyrenäen. So nah, aber auch nur so kurz, ist der Vogel über mich gestreift, dass ich immer mit dem leisen Zweifel daran zurück denke, ob ich dieses Erlebnis wirklich hatte. Seither werden meine Beobachtungen langsam aber stetig zahlreicher, aber sie bleiben aussergewöhnlich.
Seit 1991, also seit über 30 Jahren sind es engagierte, hoch professionell und erfolgreich, aber vor allem ausdauernd arbeitende Menschen, die im Netzwerk rund um das Bartgeierprojekt die Rückkehr dieses so wunderbaren Vogels in die Schweiz und darüber hinaus ermöglichen und die Alpen wieder etwas wilder machen. Herzlichen Dank für euer Engagement, das mir so eindrückliche Naturerlebnisse schenkt!
Drudel 11 - erleben und lernen unterstützt 2022 die Stiftung Pro Bartgeier im Rahmen seines 1% for the planet Engagements.
Im Dezember 2022
Tobias Kamer, Geschäftsführer